Dürftige Busanbindung

ES-Sirnau: Bürgerausschuss befürchtet noch höhere Verkehrsbelastung – Gutes soziales Miteinander

Von Peter Stotz
Quelle: Artikel vom 13.03.2020 © Eßlinger Zeitung

Es hat zuweilen durchaus Vorteile, ein wenig abgeschieden vom großen Trubel zu leben. So ist auch in Sirnau, mit rund 850 Einwohnern Esslingens kleinstem Stadtteil, die Welt zwar nicht rundum in Ordnung, und so manches verbesserungswürdig, doch der Bürgerausschuss blickt recht entspannt auf die kommenden Monate. „Die großen Probleme, die mancher andere Stadtteil hat, haben wir zum Glück zur Zeit nicht“, sagen Claudius Hammermann und Mirko Engel, die beiden Sprecher des Bürgerausschusses Sirnau. Das Gremium ist im vergangenen Jahr neu gewählt worden, manches hatte der bisherige Bürgerausschuss bis dahin bereits auf den Weg gebracht. „Wir haben jetzt auch schnelles Internet“, berichtet Claudius Hammermann. Damit sei eine langjährige Forderung des Bürgerausschusses erfüllt worden, gerade auch den jüngeren Stadtteilbewohnern moderne Arbeitsformen zu ermöglichen, zumal sich ein Generationswechsel bei den Einwohnern abzeichne.

Dörfliches Leben
„So haben wir aktuell keine großen infrastrukturellen Probleme. Wir haben eine dörfliche Struktur mit einem sehr aktiven Vereinsleben und einer guten Kinderbetreuung“, erzählen die beiden Sprecher. Sirnau sei mit drei Gaststätten direkt in der Siedlung und weiteren fünf auf der Neckarinsel, die zu Sirnau gehört, sehr gut versorgt. Hinzu komme viel bürgerschaftliches Engagement für die Gemeinschaft, was sich etwa bei Aktionen wie dem jährlichen Großreinemachen „ES putzt“ zeige. „Das soziale Leben funktioniert bei uns“, stellt Hammermann fest.
Das bedeute freilich nicht, dass die Sirnauer auf einer Insel der Seligen leben. Vieles bleibe verbesserungswürdig, mancher Mangel werde bestehen bleiben, etwa bei der Nahversorgung. „Es gibt keinen Laden bei uns. Bis zum vergangenen Jahr kam noch ein Bäckerwagen, jetzt ist auch damit Schluss“, erzählt Claudius Hammermann. Allerdings seien die Geschäfte in Oberesslingen nah, zudem würden die Sirnauer ihre Einkäufe „auf dem Heimweg von der Arbeit mit dem Auto erledigen. Und mit einem vergessenen Stück Butter kann sich kein Laden halten. So ehrlich müssen wir sein.“
Die vielen Autos im Stadtteil und eine in absehbarer Zukunft zunehmende Verkehrsbelastung bereiten dem Bürgerausschuss Kopfzerbrechen. Viele Sirnauer wollten auf das Auto nicht verzichten, weil die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr dürftig sei. „Der Fußweg zum Bahnhof Oberesslingen ist nicht weit, aber viele empfinden ihn vor allem nachts als sehr unangenehm“, sagt Hammermann. Den Busverkehr und seine Vertaktung betrachtet der Bürgerausschuss als „äußerst begrenzt und sehr verbesserungswürdig“, wie die Sprecher sagen. Es gehe nicht nur darum, dass die Schüler rechtzeitig zur Schule kommen, sondern auch um Anreize, das Auto stehen zu lassen und damit um Lebensqualität.

Autofahrer auf Schleichwegen
Die wirklich großen Herausforderungen seien jedoch erst ab etwa 2025 zu erwarten, sagt Engel. „Dann wird die Adenauerbrücke abgerissen, und das wird uns eine massive Verkehrsbelastung bringen“, prophezeit er. Problematisch würden nicht nur die Verkehrsdichte auf der Kreisstraße 1215, die an Sirnau vorbei führt, und der damit verbundene Lärm. Zusätzlich müsse davon ausgegangen werden, dass viele Autofahrer den Schleichweg durch die Siedlung wählen würden. Einen Vorgeschmack habe der Stadtteil bereits erlebt, als die Dieter-Roser-Brücke saniert wurde. „Das war ganz schön dramatisch damals. Aber aktuell ist alles noch in der Schwebe, es herrscht Ruhe vor dem Sturm und wir wollen keine Panik machen. Und vielleicht hat die Stadt ja bis dahin schon ein gutes Konzept für den Busverkehr vorgelegt“, sagen die Sprecher.
Im übrigen wolle der Bürgerausschuss nicht nur fordern. „Es gibt Stadtteile, denen es derzeit wesentlich schlechter geht als uns. Es ist in Ordnung, wenn die Stadt die Ressourcen dort bündelt. Man sollte nicht immer nur nach sich selbst schauen“, sagt Hammermann.

 

 

 

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