Kein Weihnachten

ES-SIRNAU: Bei der Einwohnerversammlung erteilt die Verwaltung den Wünschen der Bürger nach einer besseren Busanbindung und weniger Lärm eine Absage



Quelle: Artikel vom 23./24.04.2016 © Eßlinger Zeitung
Von Fabian Schmidt

Politik ist kein Wunschkonzert. Das ist bekannt. Doch die Sirnauer Bürgerinnen und Bürger hätten gewiss nichts dagegen gehabt, wenn die Einwohnerversammlung am Donnerstagabend im mit etwa 130 Personen gefüllten Saal des Sportheims zumindest ein wenig an Weihnachten erinnert hätte. Doch Geschenke hatte die Stadt nicht dabei.

Von der einen Seite lärmt die B 10 (im Bild), von der anderen die K 1215: Aber Untersuchungen haben ergeben, dass Sirnau nicht zu den Lärm-Brennpunkten Esslingens zählt. Insofern bestehe laut Stadt kein Handlungsbedarf. Foto: Kaier
Von der einen Seite lärmt die B 10 (im Bild), von der anderen die K 1215: Aber Untersuchungen haben ergeben, dass Sirnau nicht zu den Lärm-Brennpunkten Esslingens zählt. Insofern bestehe laut Stadt kein Handlungsbedarf. Foto: Kaier

Verkehr: Einige Sirnauer Bürger sind unzufrieden mit ihrer Anbindung. Die Buslinien 104 und 138 fahren zu selten. Das ist seit langem ein Thema in dem Esslinger Stadtteil und wurde bei der Einwohnerversammlung sowohl von Eltern als auch Schülern angesprochen. Die Verwaltung hält dem entgegen, dass der öffentliche Nahverkehr in Sirnau zahlenmäßig nicht ausreichend ausgelastet ist, um die Taktung oder das Angebot auszuweiten. Etwa 300 000 Fahrgäste pro Jahr bei der Linie 104 und ungefähr 136 000 bei der Linie 138 seien weit weniger als bei anderen Verbindungen. Die Stadt betont, dass der 138er zudem vor allem als Schulbus gedacht ist. Bei diesem Tagungsordnungspunkt war Murmeln im Raum zu vernehmen, aber am Ende des Vortrags ertönte dennoch höflicher Applaus.

Infrastruktur: Im Sperlingweg entstehen sechs Einfamilien- und Doppelhäuser, drei Bauplätze sind bereits verkauft, auf dem vierten steht schon ein Haus. Der Bodenbelag im Starenweg sei laut der Stadt zwar in einem „nicht guten“ Zustand, doch immer noch besser als andere Straßen in Esslingen. Da die Verwaltung die gesamte Stadt einbeziehen und dabei auf das Verkehrsaufkommen achten müsse, rangiere diese Straße des Stadtteils auf der Prioritätenliste nicht weit oben. Das Thema Brücken ist in Esslingen ein wichtiges – so auch in Sirnau. Daher sprach Wilfried Wallbrecht im Sportheim über die Bauplanungen: „Vielleicht werden wir die Brücken nicht in der gleichen Größe wieder aufbauen“, sagte der Erste Bürgermeister in Bezug auf die Neckarbrücken und sprach dann über die Knotenpunkte zwischen der A 8 und der B 10: „Alle sieben sind überlastet und werden ausgebaut, der Drechsler-Knoten ist schon fertig.“ Im Herbst startet der Umbau des Festo-Knotens, der vergrößert wird. Das kostet etwa 6,5 Millionen Euro, wobei Esslingen 500 000 Euro übernehmen muss, weil Ostfildern seinen Teil nicht beitragen wolle. Die Verwaltung werde indes den sechsspurigen Ausbau der B 10 ablehnen. „Wir werden uns wehren, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das in absehbarer Zeit passiert – schon aus finanzieller Sicht“, sagte Wilfried Wallbrecht.

Lärm: Das kleine Sirnau liegt eingebettet zwischen der Bundesstraße 10 und der Kreisstraße 1215. Folglich lärmt es auf beiden Seiten des Stadtteils. Dennoch zählt Sirnau nicht zu den zwölf Lärm- Brennpunkten in Esslingen, an denen die Belastung laut den vorgenommenen Untersuchungen so hoch ist, dass die Verwaltung in Aktion treten sollte. „Das ist ingenieurstechnisch so vorgeschrieben, also wird da nichts zu machen sein“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Zieger, als das Thema bei der anschließenden Diskussionsrunde aufkam. Die Stadt richte sich nach den Empfehlungen des Verkehrsministeriums – und in Bezug auf diese Vorgaben liegt Sirnau grundsätzlich im grünen Bereich. Die Stadt beobachte diesen Punkt aber weiterhin und habe mit Lärmschutzwänden, Flüsterasphalt oder Geschwindigkeitsbegrenzungen dem Stadtteil auch schon geholfen.

Flüchtlingsunterkunft: Im Industriegebiet Dornierstraße ist eine Erstunterkunft von 300 Flüchtlingen geplant. Baubeginn sei im dritten Quartal, Bezug im vierten, erläuterte Christian Bergmann. Der Leiter des Amts für Soziales und Sport sprach von einem Erfolg des dezentralen Konzepts der Unterbringung in Esslingen. Der vom Bürgerausschuss im Voraus geäußerte Wunsch, die Unterkunft zu verkleinern, war bei der Einwohnerversammlung kein Thema – und dass der Bedarf beim öffentlichen Nahverkehr durch die Neuankömmlinge steige, erwartet Christian Bergmann aufgrund der Ticketkosten nicht. Auch deshalb sei eine Verdichtung des Bus-Angebots nicht notwendig. Genauere Infos zur Notunterkunft können die Sirnauer am 11. Mai ab 19 Uhr im Sportheim erfahren.

Breitbandausbau: Ihr Internet ist den Sirnauern zu langsam – und das wird noch eine Weile so bleiben. Bis überhaupt schnellere Leitungen verlegt werden können, muss erst einmal das sogenannte Backbone-Netz, ein Rückgrat, entstehen. Und dessen Planung soll erst 2017 abgeschlossen sein. „Das ist ein heilloses Wirrwarr auf Bundes- und Landesebene“, sagte Jürgen Zieger. „Das wurde nicht in der Stadt versäumt, sondern auf höheren Ebenen.“ Immerhin in diesem Punkt konnte der Oberbürgermeister den Wunsch der Bürger nach Mithilfe erfüllen: „Auch wir drängen darauf.“


Ursula Frantz ist Stimmenkönigin

Rechenschaftsbericht: OB Jürgen Zieger überreichte Karl Langpeter für 28 Jahre Tätigkeit im Bürgerausschuss zum Abschied nicht nur die städtische Jubiläumsmünze in Silber. Der stellvertretende Bürgerausschussvorsitzende kam, wie er selbst sagte, auch noch zu der Ehre, den Rechenschaftsbericht abzulegen. Denn die Vorsitzende Ursula Frantz musste krankheitsbedingt passen. In seinem Vortrag verdeutlichte Karl Langpeter zu Beginn der Einwohnerversammlung sodann auch noch einmal die Wünsche der Sirnauer Bürger, den Lärmschutz zu verbessern, den öffentlichen Nahverkehr auszuweiten oder den sechsspurigen B-10-Ausbau zu verhindern: „Das ist ein gesamtstädtisches Problem mit unerträglichen Folgen, vor allem für Sirnau.“ Außerdem resümierte er die Tätigkeit des Bürgerausschusses seit der vergangenen Sitzung vor drei Jahren. In solch einer Periode unternehme und unterstütze das Gremium „viele, wenn auch nicht spektakuläre Aufgaben, die die Lebensqualität erhöhen“. Als Beispiele nannte er das Maibaumstellen, die Grünschnittsammlung, ES putzt oder die Installation von Holzbänken. Er verwies zudem auf die eigene Webseite www.esslingen-sirnau.de und die Möglichkeit, dort einen Newsletter zu abonnieren.

Neuwahl: Bei der Wahl des Bürgerausschusses für die neue Periode traten 13 Kandidaten an. Ursula Frantz wurde Stimmenkönigin (88 Stimmen). Hinter ihr folgten Simone Sauer (85), Gisbert Locke (84), Markolf Neuske (81), Gabriele Tittel-Schichler (79), Daniela Kirchner (77), Angela Felder (76), Willi Neubauer (75), Joachim Heinrich, Steffen Mossberger (je 72), Susann Knauer (68), Oliver Troll (63) und Robert Schwarz (61).


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