ES-Sirnau: Tochter Sabine Ohler will Unterlagen für das geplante zweite Sirnau-Buch heimatgeschichtlich Interessierten überlassen.

Von Elisabeth Schaal
Quelle: Artikel vom 21.10.2014 © Eßlinger Zeitung


„Drei lange Jahre hat mich die Arbeit am zweiten Buch ‚Unser Sirnau’ in Atem gehalten. Ich war mir von Anfang an darüber im Klaren, dass es nicht einfach sein wird, ein weiteres Buch zu erstellen.“

Mit diesen Worten leitet Ingeborg Letzelter das Vorwort ihres geplanten zweiten Buches ein, mit dem die Sirnauerin der ersten Stunde ihre 1994 im Eigenverlag erschienene Publikation „Unser Sirnau“ fortsetzen wollte. Es ist April 2011, als sie allen künftigen Lektürefans „viel Freude beim Lesen und Entdecken“ wünscht und allen dankt, die ihr beim Recherchieren und mit eigenen Beiträgen geholfen haben. Nur – ein fertiges Exemplar sollte die einst so energiegeladene Frau nie in Händen halten – sie starb im Dezember 2013. „Die letzten zwei Jahre hat ihr die Kraft gefehlt, das Projekt zu vollenden“, bedauert ihre Tochter Sabine Ohler. Sie ist nun auf der Suche nach einem geschichtlich interessierten Menschen, der sich dem kleinen Esslinger Stadtteil mit den gut 800 Einwohnern verbunden fühlt, dort gelebt und sich eingebracht hat: Ihm oder auch einer heimatgeschichtlich interessierten Gruppe oder Initiative möchte sie all die spannenden Geschichten, Erlebnisse und Wissenswertes über Sirnau überlassen, das jetzt in einem dicken Ordner steckt.

Buch oder Internetprojekt

„Ich tendiere dazu, dass ein Buch daraus gemacht wird, mache aber keine Vorgaben. Vielleicht könnte es ja auch ein Internetprojekt werden. Aber dazu müssten natürlich alle Leute gefragt werden, die bisher ihre Zustimmung für ein zweites Buch gegeben haben“, sagt Sabine Ohler. Dass das Vorhaben ohne Werbung funktionieren könnte, glaubt sie nicht: „Meine Mutter war beim ersten Buch partout dagegen, hat selbst 20 000 Mark reingesteckt. Das war ihr ,Kind‘, und auch das zweite Buch sollte das werden.“ Ihr selbst, gibt die Tochter offen zu, fehle für dieses Hobby ihrer Mutter das Herzblut, das diese investierte. Die Lust am Fotografieren und die Liebe zu Büchern habe sie dagegen von ihr mitbekommen: „Ich lese zum Beispiel unglaublich gern Biografien.“ Sabine Ohler wird oft nach der Fortsetzung von „Unser Sirnau“ gefragt: „Die Alt-Sirnauer warten auf das angekündigte Buch.“ Deshalb hat sich die Tochter entschlossen, das Vorhaben vollenden zu lassen.

In „Unser Sirnau“ hatte Ingeborg Letzelter auf knapp 400 Seiten die Geschichte des urkundlich erstmals 1241 erwähnten „Sirmenowe“ und die Entstehungsgeschichte des Stadtteils als „Erwerbslosenrandsiedlung“ ab dem Jahr 1932 dokumentiert. Zudem kommen zahlreiche Altsiedler und deren Nachkommen mit ihren vielfältigen (Kindheits-)Erinnerungen zu Wort, werden Vereine und Kirchengemeinden vorgestellt.

Für das zweite Buch hatte Ingeborg Letzelter rund 30 Auswanderer, deren Enkel oder Urenkel aufgetan, die in Briefen schildern, wie es ihnen in ihrer neuen Heimat ergangen ist. „Von vielen Auswanderern wird gar nicht mehr geredet. Mir war es aber wichtig, dass sie nicht in Vergessenheit geraten“, hatte sie im Mai 2011 im Gespräch mit der EZ noch verraten. Wichtig war ihr aber auch zu beschreiben, was sich seit Erscheinen des ersten Buches im Jahr 1994 in Sirnau verändert und ereignet hat. Auch die junge Generation mit erfolgreichen Sportlern wie der Volleyballspielerin Lena Gschwendtner, dem Eishockeyspieler Achim Moosberger, dem Handbiker Markolf Neuske, dem Fußballer Manuel Hartmann und den Karatekids der SG Eintracht Sirnau wollte Ingeborg Letzelter würdigen. Zudem sollten neu Zugezogene mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen.

Das Sammelsurium an Lebensgeschichten, Erinnerungen und Dokumentationen ist – fein säuberlich in Klarsichthüllen gesteckt – in dem dicken Ordner abgeheftet. Walter Bräuniger vom Hofgut Sirnau, langjähriger Vorsitzender des Bürgerausschusses, hatte Ingeborg Letzelter immer ermuntert, alles zu sammeln und aufzuschreiben, „weil es sonst in unserer schnelllebigen Zeit verloren geht“. Er selbst hat zum geplanten zweiten Buch den Beitrag „Vom Bauernhof zur Baumschule“ verfasst. Neue Erkenntnisse zum Hofgut steuert Heinz Edelmann aus Deizisau bei, der aus alten Kirchenbüchern manches zutage gefördert hat. Gedanken zum Stiftungswald Sirnau hat sich Hans Leyer gemacht, der dort von 1978 bis 2002 Förster war.

Erinnerungen an gallisches Dorf

Carmen Tittel, Fraktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen im Esslinger Gemeinderat, beginnt ihren Beitrag mit den Sätzen: „Kennen Sie das kleine gallische Dorf aus der Comicserie Asterix und Obelix? So empfand ich Sirnau in meiner Kindheit und Jugend. Dass es mehr als Sirnau gab, erfuhr ich erst, als die Grundschule vorbei war und wir Kinder mit dem Bus in die große weite Welt der Stadt Esslingen ausschwärmten.“ Trotzdem habe der kleine Stadtteil seine Besonderheit behalten: „Sirnau war irgendwie anders.“ Die Geschichte der Eisbahn auf der Neckarinsel ist in dem Ordner ebenso abgelegt wie jene des Rudervereins, der zur Gründung im Jahr 1906 Starthilfe sowohl von Wilhelm II. von Württemberg als auch vom deutschen Kaiser bekam. Wobei sich der König mit 200 Reichsmark deutlich spendabler zeigte als sein Namensvetter in Berlin: Der schickte lediglich ein Porträt. „Es wäre doch sehr schade, wenn all diese Geschichten, Anekdoten und so viel Geschichtliches über Sirnau in der Versenkung verschwinden würden“, findet wohl nicht nur Sabine Ohler.

Kontakt: Sabine Ohler
Starenweg 15 in Sirnau
0711/52 85 42 67

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