Zu Lichtmess (2. Februar) 1928 pachtete der Großvater von Walter Bräuninger, dem heutigen Pächter des Hofguts Sirnau, den damals 80 Hektar großen Betrieb von der Stadt.

 

Quelle: Esslinger Zeitung - 28.05.2008

Damals hieß das Anwesen noch „Sirnauer Hof“ - die Aufschrift auf einer Milchflasche von 1928 belegt dies. Ein Name, den „vermutlich die Hälfte der Bevölkerung noch heute benutzt“, erlebt Bräuninger, der mit seiner Frau Margarethe das Anwesen in dritter Generation bewirtschaftet. Sein Großvater produzierte hauptsächlich Milch und Fleisch: „Er hatte den Hof in desolatem Zustand vorgefunden. Es war eine denkbar schlechte Zeit, um einen Bauernhof in Schwung zu bringen. Es galt, zu überleben und das Bestehende zu erhalten.“ Nach dem Krieg stieg der aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrte Otto Bräuninger jun. 1946 in den Betrieb ein und intensivierte den Gemüseanbau. Mit den Firmen Hengstenberg, Kauffmann und Konsum hatte man Abnehmer direkt vor Ort. Die arbeitsintensive Bewirtschaftung wurde mit bis zu 50 Taglöhnern erledigt. Walter Bräuninger: „Es waren vor allem Frauen, die nach dem Krieg als Flüchtlinge mit ihren Familien in der Schwertmühle lebten.“

In den 1950er-Jahren erlebte die Landwirtschaft einen tiefgreifenden Strukturwandel. Die Technik hielt rasant Einzug, viele Arbeitskräfte wanderten in den gewerblichen Sektor ab: Bessere Löhne und attraktivere Arbeitsplätze lockten. Mineralische Dünger- und Pflanzenschutzmittel kamen auf den Markt, der Sirnauer Hof verzeichnete jährliche Ertragszuwächse von fünf Prozent.

„Die Nutzung war immer der jeweiligen Zeit angepasst“, resümiert Walter Bräuninger. Der Preisverfall für Milch - also nichts Neues - führte dazu, dass man die Viehhaltung 1960 aufgab und auf die Legehennenhaltung (mit bis zu 12 000 Hühnern) umstieg. Die Eier wurden direkt vermarktet. Schweinezucht und -mast wurden erweitert und als Futtergrundlage ein intensiver Getreideanbau betrieben. Doch der zunehmende Flächenverbrauch für Straßen und das Gewerbegebiet Sirnau entzogen dem Hofgut peu à peu die Grundlage für eine landwirtschaftliche Produktion. Viele Varianten seien gedanklich durchge­spielt worden, was aus dem Hofgut im Ballungsraum werden könnte, erinnert sich Bräuninger. 1981 gründete der Agraringenieur seine Baumschule mit einer Spezialisierung auf hochwertige Pflanzen. Der Hühnerhaltung sagte man 1996 dann als nicht mehr zeitgemäß endgültig ade.

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